Perfekt: Zeitform im Deutschen für vergangene Ereignisse
Das Perfekt ist eine der sechs Zeitformen in der deutschen Sprache.
Du verwendest das Perfekt für
- vergangene Ereignisse und
- in der Zukunft abgeschlossene Ereignisse.
Die vergangenen Ereignisse haben dann oft noch eine Auswirkung auf die Gegenwart (= das Präsens), da ein Ergebnis oder eine Folge ausgedrückt wird.
Das Perfekt wird vor allem beim Sprechen benutzt.
Verwendung |
Beispiel |
---|---|
vergangene Ereignisse | Ich habe gestern meine Hausarbeit fertig geschrieben.
Ergebnis/Folge: Die Hausarbeit ist jetzt erledigt. |
In der Zukunft abgeschlossene Ereignisse | Nächsten Monat haben wir offiziell unser Studium beendet. |
Wann du das Perfekt verwendest
Du verwendest das Perfekt, wenn du über Folgendes sprichst:
1. Vergangene Ereignisse
Das Perfekt benötigst du in erster Linie, um über vergangene Ereignisse zu sprechen.
Oftmals haben diese Ereignisse noch einen Bezug zur Gegenwart (= Präsens), da ein Ergebnis oder eine Folge ausgedrückt wird.
Deshalb wird das Perfekt auch als vollendete Gegenwart bezeichnet.
2. In der Zukunft abgeschlossene Ereignisse
Du kannst das Perfekt auch verwenden, wenn du über Ereignisse sprichst, die in der Zukunft zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen sein werden.
Es muss allerdings immer deutlich sein, dass du dich auf die Zukunft beziehst.
Deshalb werden häufig eindeutige Zeitangaben wie ‚nächsten Dienstag‘ oder ‚bis zum Abendessen‘ ergänzt.
In diesem Fall wird das Perfekt anstelle des Futur 2 benutzt. Denn das Futur 2 klingt im mündlichen Gebrauch oft ein wenig unnatürlich.
Wie du das Perfekt bildest
Um das Perfekt zu bilden, benötigst du Folgendes:
1. Hilfsverb ‚haben‘ oder ‚sein‘
Das Perfekt wird mit ‚haben‘ oder ‚sein‘ gebildet, einem sogenannten Hilfsverb.
Du musst das Hilfsverb ‚haben‘ oder ‚sein‘ wie in der nachfolgenden Tabelle in der Gegenwartsform (= Präsens) konjugieren.
Konjugieren bedeutet, dass du das Verb je nach Person im Satz anpasst, also z. B. ‚ich habe‘ oder ‚wir sind‘.
Person |
Hilfsverb ‚haben‘ |
Hilfsverb ‚sein‘ |
---|---|---|
ich | habe | bin |
du | hast | bist |
er/sie/es | hat | ist |
wir | haben | sind |
ihr | habt | seid |
sie/Sie | haben | sind |
Diese konjugierten Formen sind alle unregelmäßig, weshalb du sie so auswendig lernen musst.
Wann du ‚haben‘ und wann du ‚sein‘ benötigst
Du verwendest meistens das Hilfsverb ‚haben‘, um einen Satz im Perfekt zu bilden. Es wird dann eine Handlung ausgedrückt.
Wenn allerdings eine Bewegung oder ein Zustand ausgedrückt wird, musst du das Hilfsverb ‚sein‘ benutzen.
Verben der Bewegung sind solche, bei denen ein Ortswechsel stattfindet, also z. B.:
- fahren
- fliegen
- gehen
- kommen
- laufen
- reisen
- rennen
Verben, die einen Zustand anzeigen, sind z. B.:
- aufwachen
- einschlafen
- gefrieren
- sterben
- verwelken
- zerfallen
Daneben gibt es weitere Verben, die immer das Hilfsverb ‚sein‘ erfordern.
In manchen Ausnahmefällen kannst du aber sowohl ‚haben‘ als auch ‚sein‘ verwenden. Die Wahl des richtigen Hilfsverbs hängt dann vom Kontext ab.
Wie du siehst, kann für das Verb ‚tanzen‘ entweder ‚haben‘ oder ‚sein‘ benutzt werden.
Wenn du ‚haben‘ verwendest, steht das Tanzen als Handlung im Vordergrund: Was wurde gemacht?
Wenn du aber ‚sein‘ verwendest, wird die Bewegung des Tanzens stärker betont: Wie wurde es gemacht?
2. Partizip Perfekt (= Partizip 2)
Das Partizip Perfekt (= Partizip 2) ist eine Verbform wie ‚gelacht‘ oder ‚gesagt‘.
Das Partizip Perfekt regelmäßiger Verben bildest du wie folgt:
- Präfix ‚ge-‘ + Verbstamm + Suffix ‚-(e)t‘
Das Präfix ist die Vorsilbe, die vor dem Verbstamm steht, und das Suffix die Nachsilbe, die nach dem Verbstamm folgt.
Den Verbstamm selbst erhältst du, wenn du bei der Grundform (= Infinitiv) des Verbs die Endung ‚-en‘ entfernst.
Aus ‚machen‘ wird dann also z. B. ‚mach-‘.
Das Partizip Perfekt unregelmäßiger Verben bildest du hingegen so:
- Präfix ‚ge-‘ + Verbstamm + Suffix ‚-en‘
Wie du siehst, ist hier nur das Suffix bzw. die Nachsilbe anders. Das Präfix bzw. die Vorsilbe bleibt wie bei den regelmäßigen Verben gleich.
Du solltest allerdings beachten, dass sich der Verbstamm bei manchen unregelmäßigen Verben im Perfekt ebenfalls ändert.
Wie du siehst, ändern sich bei Verben wie ‚trinken‘ und ‚wiegen‘ also die Vokale. Du musst das Partizip Perfekt eines Verbs daher immer auswendig lernen.
Unterschied zwischen Präsens, Präteritum, Perfekt
Das Präsens benutzt du in erster Linie, um Ereignisse in der Gegenwart und der Zukunft darzustellen.
In manchen Fällen kannst du es aber auch für Ereignisse in der Vergangenheit (historisches Präsens) einsetzen.
Das Perfekt und das Präteritum werden hingegen verwendet, um vergangene Ereignisse auszudrücken.
Der Unterschied liegt darin, dass das Perfekt beim Sprechen und das Präteritum beim Schreiben zum Einsatz kommt.
Es gibt aber zwei Ausnahmen:
- Ausnahme: Perfekt beim informellen Schreiben
- Ausnahme: Präteritum für bestimmte Verben beim Sprechen
1. Ausnahme: Perfekt beim informellen Schreiben
Wir benutzen das Perfekt beim informellen Schreiben, d. h. mit Freunden und Freundinnen sowie der Familie.
Das informelle Schreiben umfasst z. B. Briefe, Postkarten und WhatsApp-Nachrichten.
2. Ausnahme: Präteritum für bestimmte Verben beim Sprechen
Für bestimmte Verben benutzen wir beim Sprechen häufiger das Präteritum als das Perfekt.
Das Perfekt in wissenschaftlichen Arbeiten
Das Perfekt kannst du in einer wissenschaftlichen Arbeit benutzen, z. B. in deiner Bachelorarbeit oder deiner Masterarbeit.
Teil deiner Arbeit |
Verwendung |
Beispiel |
---|---|---|
Abstract (= Management-Summary, Zusammenfassung) | Vergangene Ereignisse mit Bezug zur Gegenwart | Die COVID-19-Pandemie hat den Bedarf an einer umfassenden Digitalisierung in Schulen verdeutlicht. |
Einleitung | Thema | Seit Schulen erkannt haben, dass ein vermehrter Digitalisierungsbedarf besteht, … |
Theoretischer Rahmen | Vergangene Handlungen, Erfindungen etc. der Autorenschaft | Schmidt (1989) hat erstmals … beschrieben. |
Methodik | Durchgeführte Arbeitsschritte im Rahmen deiner Untersuchung | Lediglich 30 Personen haben den Onlinefragebogen ausgefüllt. |
Ergebnisse | Ergebnisse deiner Untersuchung | Die Interviewpartner/-innen haben angegeben, dass … |
Diskussion | Interpretation deiner Ergebnisse | Die Ergebnisse haben gezeigt, dass weitere Maßnahmen zur Digitalisierung an Schulen ergriffen werden müssen. |
Fazit | Rückbezug auf deine Untersuchung | Wie aus der Onlineumfrage hervorgegangen ist, … |
Mehr über die Verwendung der Zeitformen in wissenschaftlichen Arbeiten erfährst du in diesem Artikel: Zeitformen in wissenschaftlichen Arbeiten.
Übungen Perfekt
Nachfolgend findest du verschiedene Übungen zum Perfekt.
Übung 1: Entscheide, ob du das Hilfsverb ‚haben‘ oder ‚sein‘ benötigst. Setze es dann in der richtigen Form ein.
- Ich _______ (haben/sein) Marmelade gekocht.
- Die Kinder _______ (haben/sein) den ganzen Tag draußen gespielt.
- Sie _______ (haben/sein) gestern ins Kino gegangen und _______ (haben/sein) einen tollen Film gesehen.
- Meine Schwester _______ (haben/sein) letztes Wochenende ihren Geburtstag gefeiert.
- Vergangenen Sonntag _______ (haben/sein) Klaus und Erika in die Berge gefahren.
- Die Studentin _______ (haben/sein) fleißig für ihr Staatsexamen gelernt.
- Ich habe Marmelade gekocht.
- Die Kinder haben den ganzen Tag draußen gespielt.
- Sie ist gestern ins Kino gegangen und hat einen tollen Film gesehen.
- Meine Schwester hat letztes Wochenende ihren Geburtstag gefeiert.
- Vergangenen Sonntag sind Klaus und Erika in die Berge gefahren.
- Die Studentin hat fleißig für ihr Staatsexamen gelernt.
Übung 2: Bilde die richtige Form des Partizip Perfekts (= Partizip 2) der Verben in Klammern.
- Hast du schon einmal in diesem Hotel _______ (übernachten)?
- Uns hat das leckere Abendessen wirklich _______ (schmecken).
- Nils ist zum Wochenmarkt _______ (gehen), um frisches Obst zu kaufen.
- Monika hat zuletzt am Samstag die Blumen _______ (gießen).
- Wir sind neulich auf dem Jakobsweg _______ (wandern).
- Hast du schon das neue Lied von Justin Bieber _______ (hören)?
- Hast du schon einmal in diesem Hotel übernachtet?
- Uns hat das leckere Abendessen wirklich geschmeckt.
- Nils ist zum Wochenmarkt gegangen, um frisches Obst zu kaufen.
- Monika hat zuletzt am Samstag die Blumen gegossen.
- Wir sind neulich auf dem Jakobsweg gewandert.
- Hast du schon das neue Lied von Justin Bieber gehört?
Übung 3: Bilde mit den angegebenen Wörtern Sätze im Perfekt.
- (Elena und Diego / einen köstlichen Kuchen / backen).
- (Sophie / das historische Schloss / besichtigen).
- (Die Vögel / letzten Winter / in den Süden / fliegen).
- (Javier / seit Langem / im Meer / schwimmen).
- (Die Medizinstudenten und -studentinnen / endlich / ihr Studium / beenden).
- (Isabella / vor einem großen Publikum / singen).
- Elena und Diego haben einen köstlichen Kuchen gebacken.
- Sophie hat das historische Schloss besichtigt.
- Die Vögel sind letzten Winter in den Süden geflogen.
- Javier ist seit Langem im Meer geschwommen.
- Die Medizinstudenten und -studentinnen haben endlich ihr Studium beendet.
- Isabella hat vor einem großen Publikum gesungen.
Häufig gestellte Fragen
- Was ist Perfekt für eine Zeitform?
-
Das Perfekt zählt zu den sechs Zeitformen im Deutschen. Du verwendest es in den folgenden beiden Fällen:
- Vergangene Ereignisse
- In der Zukunft abgeschlossene Ereignisse
Perfekt Beispiel:
- Ich kann es nicht glauben, aber wir haben im Lotto gewonnen!
- Morgen habe ich endlich das ganze Haus fertig geputzt.
- Wie bilde ich das Perfekt?
-
Du bildest das Perfekt, indem du das Hilfsverb ‚haben‘ oder ‚sein‘ mit dem Partizip Perfekt (= Partizip 2) des jeweiligen Hauptverbs kombinierst.
Beispiel mit ‚haben‘: Ich habe meine Schlüssel vergessen.
Beispiel mit ‚sein‘: Ich bin zum Arzt gegangen.
In einem Satz steht das Hilfsverb ‚haben‘ oder ‚sein‘ an zweiter Stelle und das Partizip Perfekt ganz am Ende.
- Was ist das Partizip Perfekt?
-
Das Partizip Perfekt, auch Partizip 2 genannt, ist eine Verbform.
Du erkennst es bei regelmäßigen Verben anhand dieser Struktur:
- Präfix ‚ge-‘ + Verbstamm + Suffix ‚-(e)t‘
Beispiele sind ‚gemacht‘ oder ‚gearbeitet‘.
Bei unregelmäßigen Verben sieht es hingegen so aus:
- Präfix ‚ge-‘ + Verbstamm + Suffix ‚-en‘
Beispiele sind ‚getragen‘ oder ‚gesehen‘.
In manchen Fällen hat das Partizip Perfekt aber eine ganz spezifische Form, z. B.:
- recherchiert
- repariert
- telefoniert
Diese Formen musst du so auswendig lernen.
- Was ist der Unterschied zwischen Präsens, Präteritum und Perfekt?
-
Das Präsens verwendest du, um Ereignisse in der Gegenwart, der Zukunft und in manchen Fällen in der Vergangenheit (historisches Präsens) auszudrücken.
Das Präteritum und das Perfekt benötigst du aber vor allem dann, wenn du Ereignisse in der Vergangenheit beschreiben möchtest.
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