Gendergerechte Sprache | Alles Wissenswerte im Überblick
Gendergerechte Sprache bezeichnet die gleichberechtigte sprachliche Abbildung von Frauen und nonbinären Personen neben der im generischen Maskulinum üblichen sprachlichen Abbildung von Männern.
So soll Diskriminierung in der Sprache verhindert werden. Gleichzeitig ist geschlechtergerechte Sprache präziser, da immer deutlich wird, wer tatsächlich gemeint ist.
Um deinen Text gendergerecht zu schreiben, kannst du auf Genderstile wie das Gendersternchen, den Unterstrich oder den Doppelpunkt zurückgreifen. Außerdem kannst du die jeweiligen Sätze so umschreiben, dass keine Wörter mehr enthalten sind, die nicht geschlechtsneutral sind.
Gendergerechte Schreibstile
Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu schreiben.
Neutrale Formulierungen
Mit neutralen Formulierungen kannst du deinen Text am einfachsten geschlechtergerecht formulieren. Sie schließen alle Geschlechter ein und sind unproblematisch im Hinblick auf die Rechtschreibregeln.
- Künstler → Kunstschaffende
- Lehrer → Lehrkräfte, Lehrende
- Flugzeugpassagiere → Flugreisende
Paarform
Die Paarform, auch Doppelnennung genannt, bezeichnet die Nennung sowohl der männlichen als auch der weiblichen Form eines Worts. Sie ist mit den Rechtschreibregeln vereinbar, bildet allerdings nur zwei Geschlechter ab und nimmt viel Platz im Text ein.
- die Patienten und Patientinnen
- der Einwohner oder die Einwohnerin
Gendern mit Sonderzeichen
Zum Gendern mit Sonderzeichen gehört das Gendern mit Gendersternchen, Unterstrich, Doppelpunkt, Schrägstrich oder Binnen-I. Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt sollen auch nonbinäre Geschlechter repräsentieren, die in der üblichen Grammatik nicht sichtbar werden. Schrägstrich und Binnen-I bilden hingegen nur zwei Geschlechter ab.
Alle diese Schreibweisen haben gemeinsam, dass du die Weglassprobe machen solltest, um sie richtig anzuwenden.
Dazu deckst du den Wortteil nach dem Genderzeichen ab und liest das Wort bis dorthin. Es sollte noch immer vollständig und grammatikalisch sinnvoll sein. Das heißt, das Wort sollte im Kontext des Satzes immer noch Sinn ergeben, wenn du den Wortteil nach dem Genderzeichen weglässt.
- Schüler*in ist korrekt, aber
- Kund*in ist falsch, da hier das ‚e‘ von ‚Kunde‘ fehlt; ‚Kund‘ ist kein Wort.
- Professor/-in ist korrekt, aber
- Professor/-innen ist falsch, da das ‚en‘ von ‚Professoren‘ fehlt.
Prüfe außerdem, ob das Wort ohne Sonderzeichen von vorne bis hinten gelesen sinnvoll bleibt.
- Mitarbeiter_in ist korrekt, aber
- des/der Mitarbeiters_in ist falsch, denn ‚Mitarbeitersin‘ ist kein Wort.
Gendergerecht umformulieren in wissenschaftlichen Arbeiten
Neben den gendergerechten Schreibweisen für einzelne Worte gibt es auch die Möglichkeit, den Satz, in dem das entsprechende Wort steht, umfassend umzuformulieren. Dadurch kann das nicht geschlechtergerechte Wort oft vermieden werden, ohne dass dabei die Lesbarkeit des Textes vermindert wird.
Das Umschreiben ist kein Ersatz für andere gendergerechte Schreibweisen, kann aber eine gute Ergänzung darstellen.
Passiv
Viele Sätze können leichter geschlechtergerecht formuliert werden, wenn sie im Passiv stehen.
Beispiel
- Der Arzt verschreibt Medikament XY. (Aktiv)
- Das Medikament XY wird auf ärztlichen Rat hin verschrieben. (Passiv)
- Die Abiturienten mussten in diesem Jahr schwierigere Aufgaben lösen als in vergangenen Jahren. (Aktiv)
- In diesem Jahr wurden schwierigere Abituraufgaben gestellt als in vergangenen Jahren. (Passiv)
Relativsätze
Nicht geschlechtergerechte Formulierungen können manchmal auch durch das Umschreiben in Relativsätze vermieden werden.
Beispiel
- Die Patienten werden eine Woche später zur Nachkontrolle angerufen. (ohne Relativsatz)
- Die Personen, die sich in Behandlung begeben haben, werden eine Woche später zur Nachkontrolle angerufen. (mit Relativsatz)
- Alle Besucher der Veranstaltung füllten einen Fragebogen aus. (ohne Relativsatz)
- Alle, die die Veranstaltung besuchten, füllten einen Fragebogen aus. (mit Relativsatz)
Adjektive
Einige Sätze lassen sich auch durch die Verwendung von Adjektiven geschlechtergerecht schreiben.
Beispiel
- Die Studentenvereinigung fordert höhere Subventionen von Mensaessen. (nicht gendergerechtes Nomen)
- Die studentische Vereinigung fordert höhere Subventionen von Mensaessen. (gendergerechtes Adjektiv)
Plural
In einigen Fällen ist ein Wort im Singular nicht geschlechtergerecht, im Plural jedoch schon.
Kann der Satz so umformuliert werden, dass die entsprechenden Wörter im Plural stehen, muss keine andere Genderschreibweise mehr verwendet werden.
Achte darauf, dass sich die Bedeutung des Satzes dadurch nicht verändert.
Beispiel
- Jeder Abgeordnete gibt seine Stimme ab. (Singular)
- Alle Abgeordneten geben ihre Stimme ab. (Plural)
Richtlinien zum gendergerechten Schreiben an Hochschulen
Die meisten Universitäten und Hochschulen haben ihre eigenen Genderrichtlinien veröffentlicht.
Was die meisten davon gemeinsam haben, ist die Grundhaltung, dass gendergerechtes Schreiben in einer wissenschaftlichen Arbeit angestrebt wird. Ein Genderhinweis und die Verwendung des generischen Maskulinums werden hingegen abgelehnt.
Beispiele Genderrichtlinien
Häufig gestellte Fragen
- Was ist gendergerechte Sprache?
-
Gendergerechte Sprache soll alle Geschlechter sprachlich abbilden. Die Verwendung des generischen Maskulinums wird daher abgelehnt.
Stattdessen kannst du neutrale Formulierungen oder einen anderen Genderstil wie das Gendersternchen oder den Doppelpunkt verwenden.
Eine andere Möglichkeit ist, die jeweiligen Sätze so umzuformulieren, dass keine Wörter mehr enthalten sind, die nicht geschlechtsneutral sind.
- Wie schreibe ich gendergerecht?
-
Du kannst gendergerecht schreiben, indem du neutrale Formulierungen nutzt, deine Sätze umschreibst oder indem du Genderstile wie den Unterstrich, das Gendersternchen oder den Doppelpunkt nutzt.
- Ist gendergerechte Sprache notwendig?
-
In wissenschaftlichen Arbeiten gehört gendergerechte Sprache mittlerweile zur Norm und kann sogar in die Benotung einer Arbeit einfließen. Viele Universitäten veröffentlichen Genderrichtlinien, in denen die jeweilige Leitlinie erklärt wird.
Auch unabhängig von den Richtlinien deiner Hochschule ist geschlechtergerechte Sprache in wissenschaftlichen Arbeiten notwendig, da sie präziser und nicht diskriminierend ist.
Diesen Scribbr-Artikel zitieren
Wenn du diese Quelle zitieren möchtest, kannst du die Quellenangabe kopieren und einfügen oder auf die Schaltfläche „Diesen Artikel zitieren“ klicken, um die Quellenangabe automatisch zu unserem kostenlosen Zitier-Generator hinzuzufügen.