Die kumulative Dissertation - Aufbau & Beispiel
Unter einer kumulativen Dissertation versteht man eine Sammeldissertation, bestehend aus mehreren wissenschaftlichen Fachartikeln.
Du wählst ein Forschungsvorhaben für deine Dissertation, das zu mehreren unabhängigen Teilergebnissen führt. Diese Teilergebnisse veröffentlichst du jeweils in Form mehrerer Paper in wissenschaftlichen Journals.
Die Universität fordert am Ende des Studiums die Abgabe eines Gesamtdokuments, das alle Fachartikel beinhaltet. Außerdem werden darin alle Forschungsergebnisse zusammenfassend diskutiert.
Eine kumulative Dissertation eignet sich für eine wissenschaftliche Karriere, da du statt einer Veröffentlichung zwei oder mehrere Veröffentlichungen vorweisen kannst.
Voraussetzungen für eine kumulative Dissertation
Ob und wie eine kumulative Dissertation in deinem Doktoratsstudium zugelassen wird, steht in der Promotionsordnung deines Fachgebiets.
Dort wird zusätzlich festgelegt, wie viele Artikel veröffentlicht werden müssen und ob andere Verfassende oder die Person, die deine Dissertation betreut, an den Artikeln mitarbeiten dürfen.
Vorteile
Eine kumulative Dissertation zu verfassen hat viele Vorteile:
- Bei Bewerbungen für wissenschaftliche Stellen zählt die Anzahl bereits veröffentlichter Fachartikel.
- Der Aufbau und die Struktur eines Artikels sind durch die Vorschriften des Journals bereits vorgegeben.
- Der Umfang eines Fachartikels ist mit ungefähr 15 – 30 A4-Seiten in Microsoft Office Word überschaubar.
- Ergebnisse werden komprimiert und präzise dargestellt.
- Zwischenergebnisse können bei fachspezifischen Konferenzen präsentiert werden. Durch die Teilnahme erhöhst du deine wissenschaftliche Reputation.
- Ist die Mitarbeit der Person, die deine Dissertation betreut, im Rahmen einer Co-Autorenschaft möglich, können ihre bisherigen Forschungsleistungen zu einer rascheren Annahme des Artikels bei einer Fachzeitschrift führen.
- Durch die Publikation jedes Artikels erlebst du persönliche Teilerfolge, die die Motivation für dein Doktoratsstudium fördern.
Herausforderungen
Das Verfassen einer kumulativen Dissertation kann zu Herausforderungen führen:
- Das Forschungsvorhaben im Rahmen einer kumulativen Dissertation muss so geplant werden, dass die Ergebnisse in mehrere eigenständige Artikel aufgeteilt werden können.
- Die Begutachtung (Peer-Review) deiner Paper kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Der Editor der Zeitschrift muss geeignete Reviewer finden. Die Reviewer haben zusätzlich eine bestimmte Zeitspanne, um deinen Artikel zu bewerten.
- Es können aufgrund der Peer-Reviews eine oder mehrere Überarbeitungen notwendig werden.
- Um eine hohe wissenschaftliche Reichweite zu erzielen, solltest du in internationalen Journals auf Englisch publizieren. Ein fremdsprachliches professionelles Lektorat deiner Artikel musst du daher finanziell und zeitlich einplanen.
Aufbau einer kumulativen Dissertation
In einer kumulativen Dissertation werden alle Artikel zusammenfassend aufgelistet und in einen Gesamtzusammenhang gebracht. Der Aufbau ist je nach Universität unterschiedlich.
Deckblatt | Je nach universitären Formvorschriften wird ein Deckblatt gestaltet. |
---|---|
Abstract | Die wichtigsten Punkte der Einleitung und Gesamtdiskussion werden auf Deutsch und Englisch im Abstract zusammengefasst. |
Inhaltsverzeichnis | Die jeweiligen Fachartikel werden als eigene Kapitel angegeben. Je nach Stand der Veröffentlichung können zusätzlich folgende Gliederungen vorgenommen werden:
|
Einleitung | In der Einleitung wird das Forschungsvorhaben dargestellt und welche übergeordnete Fragestellung alle Fachartikel miteinander verbindet. |
Auflistung der Publikationen | In diesem Abschnitt werden alle veröffentlichten und nicht veröffentlichten Artikel eingefügt. |
Diskussion | Alle Forschungsergebnisse der einzelnen Publikationen müssen zusammenfassend diskutiert werden. Außerdem musst du reflektieren, inwieweit die Fachartikel einen wissenschaftlichen Beitrag für dein Fachgebiet geleistet haben und wie hoch dein Eigenanteil bei der Publikation der Artikel war. |
Literaturverzeichnis | Vollständige Angabe aller genutzten Quellen. |
Anhang | Der Anhang besteht aus zusätzlichen, für die Dissertation relevanten Dokumenten. |
Beispiele Kumulative Dissertation
Folgende Beispiele geben einen Einblick über Forschungsarbeiten, die als kumulative Dissertation in wissenschaftlichen Journals als Fachartikel publiziert, akzeptiert und eingereicht wurden.
Titel | Synthese und Charakterisierung neuartiger Hybridmaterialien aus Polymer-geschützten Goldnanopartikeln |
---|---|
Autor | Katharina Gries |
Fachbereich | Chemie |
Universität | Philipps-Universität Marburg |
Ziel | Synthese und Charakterisierung von Polymer-stabilisierten Goldnanopartikeln |
Methodik | Fixierung von Polymeren auf der Oberfläche von Goldnanopartikeln |
Fachartikel publiziert | Bokern, S.; Gries, K.; Görtz, H.-H.; Warzelhan, V.; Agarwal, S.; Greiner, A., Precisely Designed Gold Nanoparticles by Surface Polymerization – Artificial Molecules as Building Blocks for Novel Materials. Adv. Func. Mater. 2011, 21, 3753-3749.
Gries, K.; Bubel, K.; Wohlfahrt, M.; Agarwal, S.; Koert, U.; Greiner, A., Preparation of Gold Nanoparticle-Poly(L-menthyl methacrylate) Conjugates. Macromol. Chem. Phys. |
Fachartikel akzeptiert (Stand 2011) | Gries, K.; Vieker, H.; Gölzhäuser, A.; Agarwal, S.; Greiner, A., Preparation of continuous Gold Nanowires via Electrospinning of high concentration aqueous Dispersions of Gold. Small 2012, in press. |
Fachartikel eingereicht (Stand 2011) | Gries, K.; El Helou, M.; Witte, G.; Greiner, A., Vinyl-functionalized Gold Nanoparticles as Artifical Monomers for the free radical Copolymerization with Methyl Methacrylate. Polymer 2012, eingereicht |
Titel | Steuerrechtliche Optionen und betriebswirtschaftliche Konsequenzen der unterperiodischen Glättung von landwirtschaftlichen Einkünften |
---|---|
Autor | Niklas Wilhelm Blanck |
Fachbereich | Agrarwissenschaften |
Universität | Universität Hohenheim |
Ziel | Betrachtung der Risikoausgleichsrücklage von ihrer steuerrechtlichen und administrativen Einordnung über die Möglichkeiten und Grenzen einkommensglättender Instrumente im Steuerrecht bis hin zur einzelbetrieblichen Wirksamkeit und fiskalpolitischen Auswirkungen. |
Methodik | Empirische Untersuchung auf Basis zehnjähriger Datenreihen von ca. 5.300 Testbetrieben des deutschen Testbetriebsnetzes. |
Fachartikel publiziert | Blanck, N. und E. Bahrs (2009): Die Risikoausgleichsrücklage als Instrument des landwirtschaftlichen Risikomanagements. In: Agrarwirtschaft (GJAE), Vol. 58 (4), S. 209-217.
Blanck, N. und E. Bahrs (2010): Rücklagen und Rückstellungen in der Land- und Forstwirtschaft aus ertragsteuerlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht. In: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.): Berichte über Landwirtschaft – Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft, Vol. 88 (3), S. 420-444 Blanck, N. und E. Bahrs (2010): Der Einfluss einer interperiodischen Glättung schwankender Einkommen auf die Steuerbelastung landwirtschaftlicher Betriebe – ein Vergleich verschiedener Optionen. In: Eder, M. und Pöchtrager, S. (Hrsg.): Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie, Vol. 19 (2), S. 139-148. Blanck, N. und E. Bahrs (2010): Sind erfolgreiche Betriebsleiter tatsächlich erfolgreich? Das Potenzial für Fehlinterpretationen bei der Kennzahl ‚Nettorentabilität‘. In: Schriften der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus e.V., Vol. 46, S. 97-107. |
Fachartikel akzeptiert (Stand 2011) | Blanck, N. und E. Bahrs (2011): Die Wirksamkeit und das Budgetbelastungspotenzial einer Risikoausgleichsrücklage in der deutschen Landwirtschaft. In: Schriften der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus e.V., Vol.47. |
Checkliste: Kumulative Dissertation
0 / 6Super!
Gratuliere zu deiner kumulativen Dissertation! Nutze noch die anderen Checklisten, um deine Dissertation zu verbessern.
Zu den anderen Checklisten Zurück zur ChecklisteDiesen Scribbr-Artikel zitieren
Wenn du diese Quelle zitieren möchtest, kannst du die Quellenangabe kopieren und einfügen oder auf die Schaltfläche „Diesen Artikel zitieren“ klicken, um die Quellenangabe automatisch zu unserem kostenlosen Zitier-Generator hinzuzufügen.