Operationalisierung einfach erklärt mit Beispiel
In der quantitativen Forschung werden durch Operationalisierung theoretische Begriffe in empirisch messbare Merkmale umgewandelt.
Mit der Operationalisierung legst du in deiner Forschungsarbeit daher den Grundstein für die statistische Erhebung und Auswertung deiner Daten.
Operationalisierung im quantitativen Forschungsprozess
Für deine quantitative Forschung musst du zu Beginn eine Hypothese festlegen, das du quantitativ überprüfen möchtest.
Aus dem Thema leitest du eine Forschungsfrage ab und stellst eine Annahme über einen möglichen Zusammenhang von Sachverhalten auf.
Diese Annahme wird in der Statistik als Alternativ-Hypothese bezeichnet. Um etwas statistisch zu testen, ist es notwendig, dass du eine gegenteilige Hypothese, die Null-Hypothese, formulierst.
Operationalisierung Beispiel
Unser Beispiel soll den Zusammenhang zwischen dem sozialen Status und dem Bildungserfolg erforschen.
Ausgehend von dieser Frage musst du eine statistisch überprüfbare Alternativ-Hypothese aufstellen. Sie beschreibt einen Zusammenhang zwischen zwei Sachverhalten.
Damit du nun quantitativ überprüfen kannst, ob deine Hypothese wahr oder falsch ist, musst du die theoretischen Begriffe, die in der Forschungsfrage und Hypothese vorkommen, operationalisieren.
Theoretische Begriffe operationalisieren – so geht’s
Du hast dein Thema, deine Forschungsfrage und deine Hypothesen auf der Grundlage von bisheriger Literatur und dem Forschungsstand spezifiziert.
Die theoretischen Begriffe oder auch die Konstrukte, die du verwendest, werden in der Literatur meistens beschrieben und empirisch erforscht. Mit diesem Hintergrundwissen wird es dir leichtfallen, sie zu operationalisieren.
Die Operationalisierung deiner theoretischen Begriffe erfolgt in 3 Schritten:
- Theoretische Begriffe in Variablen umwandeln
- Indikatoren für die Variablen festlegen
- Merkmalsausprägungen der Indikatoren bestimmen
1. Theoretische Begriffe in Variablen umwandeln
Für die Übersetzung deiner theoretischen Begriffe in die Sprache der Statistik musst du sie in einem ersten Schritt in Merkmale, auch Variablen genannt, umwandeln.
In der Forschungsfrage und Hypothese kommen zwei theoretische Begriffe vor:
- Sozialer Status und
- Bildungserfolg
Deine Literaturrecherche ergibt, dass der soziale Status und die Bildung Teil der Schichtungstheorie sind. Diese sagt aus, zu welcher sozialen Schicht jemand gehört.
Zum sozialen Status einer Person zählen die Variablen Beruf, Einkommen und Bildung.
Für den Bildungserfolg der Kinder kannst du die Variable Schulleistung heranziehen.
Du hast deine theoretischen Begriffe in Variablen umgewandelt und kannst sie der Übersichtlichkeit halber in einer Tabelle eintragen.
Begriff | Variable |
---|---|
Sozialer Status | Beruf |
Einkommen | |
Bildung | |
Bildungserfolg | Schulleistung |
2. Indikatoren für die Variablen festlegen
Im zweiten Schritt der Operationalisierung machst du deine Variablen messbar.
Das bedeutet, dass du Sachverhalte quantitativ in Form einer Zahlenzuordnung bestimmst.
Nach der Recherche hast du deine theoretischen Begriffe sozialer Status und Bildungserfolg in die Variablen Beruf, Einkommen, Bildung und Schulleistung umgewandelt.
Nun müssen für diese Variablen Indikatoren gefunden werden:
- Den Beruf der Eltern könntest du durch ihren Berufsstatus angeben.
- Das Einkommen der Eltern kannst du mit dem Indikator Jahreseinkommen messen.
- Für die Bildung der Eltern verwendest du ihren höchsten Bildungsabschluss.
- Die Schulleistung der Kinder kannst du mit dem Indikator Noten messen.
Wir erweitern die Tabelle unseres Beispiels mit den gefundenen Indikatoren.
Begriff | Variable | Indikator |
---|---|---|
Sozialer Status | Beruf | Berufsstatus der Eltern |
Einkommen | Netto-Jahreseinkommen der Eltern | |
Bildung | Höchster Bildungsabschluss der Eltern | |
Bildungserfolg | Schulleistung | Noten im Jahreszeugnis der Schüler |
3. Merkmalsausprägungen der Indikatoren bestimmen
Im dritten Schritt der Operationalisierung bestimmst du die Merkmalsausprägungen für deine Variablen bzw. Indikatoren.
Oft gibt es für Variablen und Indikatoren bereits wissenschaftlich etablierte Ausprägungen. Damit deine Ergebnisse mit anderen Studien vergleichbar sind, solltest du auf bereits bestehende Ausprägungen zurückgreifen.
Du findest diese z. B. in statistischen Datenbanken wie:
Die Spalte Merkmalsausprägungen vervollständigt unser Beispiel zur Operationalisierung.
Du hast somit für deine theoretischen Begriffe geeignete Variablen, Indikatoren und Merkmalsausprägungen gefunden.
Begriff | Variable | Indikator | Merkmalsausprägungen |
---|---|---|---|
Sozialer Status | Beruf | Berufsstatus der Eltern | 1: Führungskraft 2: Akademiker 3: Techniker 4: Bürokraft 5: Dienstleistungsberuf 6: Fachkraft Landwirtschaft 7: Handwerker 8: Maschinenbediener 9: Hilfsarbeiter |
Einkommen | Netto-Jahreseinkommen der Eltern | 1: Unter 10.000€ 2: 10.000-20.000€ 3: 20.000-30.000€ 4: 30.000-40.000€ 5: 40.000-50.000€ 6: Über 50.000€ |
|
Bildung | Höchster Bildungsabschluss der Eltern | 1: Grundschulabschluss 2: Sekundarabschluss 3: Abschluss berufsbildende höhere Schule 4: Bachelorabschluss 5: Masterabschluss 6: Promotion |
|
Bildungserfolg | Schulleistung | Noten im Jahreszeugnis der Schüler | 1: sehr gut 2: gut 3: befriedigend 4: ausreichend 5: mangelhaft 6: ungenügend |
Nach der Operationalisierung kannst du im Forschungsprozess nun mit der Erhebung und Auswertung deiner Daten fortfahren.
Danach schreibst du deinen Ergebnisbericht. Darin hältst du natürlich auch fest, wie du deine theoretischen Begriffe operationalisiert hast.
Häufig gestellte Fragen
- Was ist operationalisieren?
-
Operationalisieren bedeutet theoretische Begriffe in empirisch messbare Merkmale umzuwandeln.
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